Guten Morgen Liebe Investoren*innen und Partner*innen 👋,
Alle großen Tech-Unternehmen haben im Juli ihre Quartalszahlen vorgelegt. Was bleibt? Nun, die meisten Unternehmen liefern gute Zahlen auf der Gewinnseite, doch das Umsatzwachstum schwächelt. Die Steigerung der Gewinne kommt einheitlich durch harte Kostendisziplin. Die Mag7 investieren weiterhin in Rechenzentren für potenzielle AI-Nachfrage, doch bei den Anlegern kommt so langsam die Frage nach dem Return on Investment auf. Sundar Pichai (CEO Alphabet) beantwortete die Frage im Earnings Call so: „I think the one way I think about it is when we go through a curve like this, the risk of under-investing is dramatically greater than the risk of over-investing for us here, even in scenarios where if it turns out that we are over-investing, we clearly see that these are infrastructure which are widely useful for us. They have long useful lives, and we can apply it across, and we can work through that. But I think not investing to be at the front here, I think, definitely has much more significant downside.” Offensichtlich möchte niemand einen “IPhone Moment” erleben und abgehängt werden.
Quelle: Sequoia
Sequoia stellt bereits im Juni die 600-Milliarden-Dollar-Frage nach der Lücke zwischen den massiven Kapitalinvestitionen in generative KI und den Einnahmen, die zur Rechtfertigung dieser Investitionen erforderlich sind. Die große Frage, die ich mir stelle: Wenn für alle klar ist, dass Artificial General Inteligence (AGI) das große Ziel ist, warum verschwendet OpenAI Zeit und Geld für einen ChatBot oder SearchGPT? Klar, der Cashburn pro Jahr beträgt mehr als 3 Mrd. USD, den gilt es zu finanzieren. Jedes Startup Investment ist derzeit eine Wette gegen OpenAI und somit gegen AGI, obwohl auch jeder VC-Investor das große Ziel AGI vor Augen hat. Ethan Mollick forscht an der renommierten Wharton Universität zu Unternehmertum und Innovation. In diesem Podcast äußert er interessante Punkte zu diesem Thema.
Fakt bleibt: Mittel- bis langfristig sind Spieler wie ASML, ASM International oder BE Semiconductor hervorragende Unternehmen, um an dieser Entwicklung monetär zu partizipieren.
Im Juli verzeichnete der Fondspreis des ELM Global TICO ein Plus von 0,1%. Seit Anfang des Jahres weißt der Fonds ein Plus von 2,8% auf.
Asure Software (+0,6%) profitierte von Berichten, dass die Steuerbehörde IRS in den USA zum Teil wieder alte Steuerrückerstattungsanträge aus Corona-Zeiten bearbeitet, nachdem man ein Moratorium für solche verhängte, weil es massenhaft zu Falschmeldungen kam. IAC (+0,6%) liefert Quartalszahlen erst im August. Im Vorfeld steigt die Erwartung. Barry Diller bestätigte zuletzt, dass man nicht mehr um Paramount biete. Nach wie vor bleibt ein großer Abschlag auf den fairen Wert. Nach Abzug aller börsengelisteten Unternehmen von einer MarketCap von 4,2 Mrd. USD, bleibt ein Wert von 300 Mio. für das Restportfolio. Zieht man noch den Cash Anteil ab, bleibt ein negativer Wert von minus 200 Mio. EUR. Dafür bekommen sie Assets wie Dotdash Meredith, Care, Turo, Vivian, …, die unserer Meinung nach zusammen einem Wert von 3,5 Mrd. USD entsprechen. Ocado (+0,5%) lieferte Zahlen für das abgelaufene erste Halbjahr. Der Verlust betrug GBP 153,3 Mio. und damit deutlich weniger als noch im Jahr zuvor. Die Firma ist auf einem klaren Pfad, bis 2026 Gewinne und freien Cashflow zu liefern. Die Technologie ist weltweit die effizienteste, die derzeit im Bereich Fulfillment zu kaufen ist. Das zeigt auch der US-Einzelhändler Kroger, der eine weitere Order für neue Customer Fulfilment Centres (CFC) platziert hat. Weiterhin sollen bestehende CFC auf die neueste Technologie umgerüstet werden.
Der Monat Juli brachte eine Menge Unsicherheit in den Chip Sektor. Zunächst gab es unbestätigte Gerüchte, dass Maschinenlieferungen und Serviceleistungen nach China von den USA weiter eingeschränkt werden könnten. Intel berichtet in ihren Quartalszahlen über Kürzungen in den Investitionsausgaben, inwieweit Maschinen von BE Semiconductor (-1,3%) für High-End-Chips davon betroffen sind, bleibt unklar. Die Zahlen für das zweite Quartal mit EUR 151,2 Mio. Umsatz und einem Gewinn von EUR 41,9 Mio. lagen im Rahmen der Erwartungen. Bestellungen für Hybrid Bonding und Photonics nehmen weiter zu. Was enttäuschte, war der Ausblick für das laufende Quartal. Hier gibt es eine deutliche Zurückhaltung der Kunden im Automobil- und High-End-Smartphone-Bereich, darum dauert die Erholung im Kerngeschäft von BE Semiconductor länger als erwartet. Auch ASML (-0,9%) lieferte Zahlen über den Erwartungen. Der Umsatz lag bei EUR 6.243 Mio., der Gewinn pro Aktie stieg auf 4,01 EUR. Das Orderbuch beläuft sich nach dem Ende des zweiten Quartals auf EUR 39 Mrd. Getrieben durch den Druck für mehr High-End-Chips (2nm) stehen weitere Investitionen im Raum. Preisverhandlungen für die neuesten EUV-Maschinen (High NA) verzögern etwas die Bestellungen. ASML hält weiter an dem Ausblick für das Jahr 2025 fest, erwartet wird eine Anhebung, welche sicher nicht vor dem Kapitalmarkttag im November stattfinden wird. ASM International (-0,7%) lieferte herausragende Zahlen für das abgelaufene Quartal. Der Umsatz stieg zum Vorjahresquartal auf EUR 706 Mio., das adjustierte EBIT erreichte EUR 182 Mio. Insbesondere der Ordereingang ist um 4% auf EUR 755 Mio. gestiegen, was auf höhere Nachfrage aus dem Speicherbereich (HBM DRAM) zurückzuführen ist. Im Bereich von Siliziumcarbid (SiC) zeichnet sich eine leichte Schwäche insbesondere in China ab.
Der Elefant im Porzellanladen 🐘
Am Dienstag, den 23. Juli, berichtete das Börsenschwergewicht Microsoft über das abgelaufene zweite Quartal. Eine leichte Verfehlung dieses einen Konzernes kann die Gesamtmärkte ins Wanken bringen. Die Börsenwelt war also gespannt darauf, was der Tech-Gigant zu sagen hatte.
Alles in allem schlug Microsoft die Erwartungen der Wall Street. Sowohl der Umsatz mit USD 64,7 Mrd. (+15% zum Vorjahresquartal) als auch der Gewinn mit USD 2,95 (Vorjahr: USD 2,69) lagen über den Schätzungen der Analysten. Getrieben war diese Überraschung vor allem durch starke Umsätze in den Bereichen „Productivity and Business Processes“ (Wachstum: +11%; inkludiert u.a. die Office-Produkte und LinkedIn) und „More Personal Computing“ (Wachstum: +14%; inkludiert das Windows OS, Gaming und Werbegelder).
Doch all die Outperformance lohnt sich nicht, wenn die Wall Street nur auf deinen wachstumsstärksten Bereich schaut. Und das ist der Bereich „Intelligent Cloud“ bei Microsoft, der vor allem durch den KI-Boom zuletzt profitierte. Der Umsatz wuchs zwar um 19% auf USD 28,52 Mrd., lag aber unter den geschätzten USD 28,68 Mrd. Vor allem Microsofts Azure ☁️ verfehlte die Wachstumserwartung der Analysten und lag bei 29% (geschätzt: 31%). Nur 50.000 Unternehmenskunden hätten sich bereits für das Copilot genannte KI-Assistenz-Angebot des Konzerns entschieden. Das ist unserer Meinung zu wenig.
Microsoft schätzt, dass das Wachstum sich im Laufe des Jahres weiterhin verlangsamt, um dann wieder kommenden Jahres an Fahrt aufzunehmen. In diesem Bereich stehen Microsoft, Google und Amazon im großen Wettbewerb zueinander und müssen Milliarden in den Ausbau der Cloudkapazitäten investieren. Allein Microsoft investierte in den letzten 12 Monaten rund USD 45 Mrd. in Sachanlagen. Amy Hood (CFO) betonte in der Analystenkonferenz, dass sich die Infrastrukturausgaben über die kommenden 15 Jahre „oder danach“ amortisieren würden.
Und genau diese Enttäuschung im Cloud-Bereich belastete die Aktien im nachbörslichen Handel stark. Sie fiel anfänglich um rund 7% und erholte sich leicht auf ein Minus von 3%. Mit einem aktuellen Gewicht von 4,8% im MSCI World oder 6,9% im S&P 500 hat Microsoft eine starke Macht und kann diese Gesamtmärkte beeinflussen. Dies ist ein sehr fragiles Konstrukt und ähnelt dem Elefanten im Porzellanladen. Sollten die Erwartungen im KI-Bereich von den Tech-Giganten nicht erfüllt werden, sind die Bewertungen zuletzt nicht gerechtfertigt und Korrekturen in diesen Aktien sind zu befürchten. Man muss sich beim Halten dieser Indizes über das Konzentrationsrisiko bewusst sein und über weitere Diversifikationswerkzeuge nachdenken.
Mit freundlichen Grüßen
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